Als verantwortungsvoller deutscher Mensch ist man natürlich immer im Besitz der erforderlichen Erlaubnisse, Scheine, Lizenzen und Sachkundenachweise. Nun segle ich (mit einigen größeren Lücken) seit 1970, denn mit 3 Jahren wurde ich allein in den Optimist gesetzt oder segelte mit dem “Gummibomber” (Delphin) zusammen mit meinen Eltern. Später war ich mit der familieneigenen IXYLON, 15er Jollenkreuzer, der “Wappen von Leipzig” (alter Stahleimer des Segelverbandes) oder der “Lipsia” (nicht ganz so alter Stahleimer) auf der Ostsee unterwegs, natürlich nur in “Sichtweite”der Behörden, also Boddengewässer OST und selten mehr.
Also erwarb ich schon in DDR Zeiten den sog. “A-Schein” und später den “B-Schein”, der A-Schein war für Binnenseen und der B-Schein für die Küstengewässer. Leider habe diese in meiner Studienzeit verschmissen. Durch die Wirren der Wende und weil ich den Kontakt zur alten Segelcommunity verlor, habe ich versäumt, diese Scheine umschreiben zu lassen. Wenn ich nicht irre entsprechen diese dem BR-Schein bzw. heute SKS.
Als verantwortungsvoller Familienvater um die 2000er Jahre, habe ich mich an mein Segelhobby erinnert und brav den “Binnenschein unter Motor und unter Segel”, einen “Pyroschein”, einen “Funkschein” und den “SBF See” erworben. Ein immenser Aufwand, wenn die Frau dann nicht mitsegeln will. Aber immerhin bin ich allein über den Atlantik gesegelt, der Aufwand war nicht umsonst.
Jetzt mit eigenem Boot und bei Charter hat man natürlich neue Herausforderungen. Die Versicherungen möchten am liebsten nur Berufsskipper mit 50 Jahren Erfahrung, die Vercharterer vertrauen den Scheinen auch immer weniger und fordern teilweise höhere Qualifikationen (von Deutschen!) , obwohl dies überhaupt nicht dem Segelrevier entspricht. Warum, das habe ich am eigenen Leibe erfahren und kann es durchaus verstehen. So fordert Vercharterer Sunsail z.B. den SKS auf den Seychellen und im Atlantik.
Ich fuhr vor einigen Monaten auf einem Schiff, um noch den “SKS” zu machen. Eine bunte Truppe mit einem Skipper aus Sachsen (und dem zugehörigen unverwechselbaren Dialekt) Inhaber einer kleinen Segelschule. Alle an Bord hatten Segelerfahrung und waren bereits selbst von 500 bis 4000 sm gesegelt. Zur Prüfung waren wir im offenen Gewässer mit 1,5m Welle und 5-6 Bft. mit 2 Prüfern aus Stralsund angetreten. Mein Eindruck war, schon allein ein Skipper aus Sachsen ist ein (politisches) Problem. Und ja, ich habe auch schon bessere Trainings erlebt. Aber jeder konnte die Manöver spielend bei Wind und Wetter. Anlegestelle war eine 2m hohe rostige Spundwand zwischen der Düsenwirkung zweier großer Gebäude im Hafen von Stralsund. Keine Freude dort anzulegen und x-mal an dieser Spundwand herauszuklettern. Man lies 2 Leute durchfallen. Für mich habe dies akzeptiert, weil mein MOB Manöver tatsächlich nicht klappte. Ich war 0,6 kn zu schnell.
Deshalb habe ich mich zu Nachprüfung bei einer großen Segelschule angemeldet, deren Namen ich nicht nennen werde. Die Ausbildung war wirklich gut, aus meiner Sicht besser als der 1. Versuch. An Bord waren eigentlich nur Personen, die vorher niemals auf einem adäquaten Segelboot waren: Jollensegler, Crewmitglied auf einem Traditionssegler oder völlig Unbeleckte mit ein paar Meilen auf der Elbe. Aber eine SY hatte keiner jemals gesteuert. Die erforderlichen 300 sm waren (bei 3 Personen) nur mit einer sehr starken Dehnung der Vorschriften nachweisbar. Ohne ins Detail zu gehen, alle bestanden die Prüfung und bekamen den Schein. Suprise. Suprise.
Prüfung war im Bodden ohne wesentlichen Wind und ohne Wellen. Bei 3cm Welle und einem Traumsteg für An- und Ablegemanöver, hätte vermutlich jeder bestanden, der ein Tutorial auf Youtube geschaut hat.
Ich finde durch diese großen Unterschiede, die durchaus ja auch wetterbedingt bestehen können, ist ein SKS Schein stark abgewertet. Manche Teilnehmer aus kleinen Schulen müssen fast Profis sein, um mit Glück zu bestehen. Andere Schulen sind quasi verschmolzen mit dem DSV und die Prüfungen öffnen Tür und Tor für völlig unerfahrene Segler. Ich darf mir nicht vorstellen, wenn mein eigenes Boot an einen SKS Inhaber verchartert wird, der noch nie (oder nie ohne Schaden) in einer Box angelegt hat. Der. Schein ist maximal die “LIZENZ ZUM ÜBEN” . Ich kann keinem empfehlen mit diesem Schein als Schiffsführer zu agieren, wenn nicht vorher jahrelang Erfahrungen gesammelt wurden. Für SBS See gilt natürlich das Gleiche..
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