Warum ich nie wieder mit einem Miet-Skipper segeln gehe.
Eigentlich war der Törn von Dubrovnik in die Adria anders geplant. Familienurlaub mit Frau, Kind und Verwandtschaft. Dazu ist zu sagen, dass meine Frau nicht oft auf einem Boot ist, ihre Cousine niemals eine Yacht sah und mein kleiner Sohn (damals 2) eigentlich 4 Hände zur Bändigung benötigte. Als Segler mit Verantwortungsgefühl buchte ich also zu unserem 2-wöchigen Trip einen “zusätzlichen” Skipper. Ich traue mir zwar durchaus zu ein Boot zu führen, aber fast allein mit einem 2 Jährigen an Bord? Nein!
So wurde das Boot mit Netzen versehen, um spontane Sprungversuche zu vermeiden, außerdem “Monkey-Leinen” vorbereitet. Vermutlich wäre es für eine Familie ein ganz guter Trip geworden. Von Bucht zu Bucht, baden, ausruhen, essen und segeln natürlich auch. Es sollte ja ein Segeltörn werden. Aus plötzlichen Gründen (Dies ist eine andere Geschichte), die unabsehbar waren, war ich plötzlich allein mit diesem Skipper und meinem (nicht wirklich segelbegeisterten) 18 jährigen Sohn auf dem Boot. 3 Leute auf 47 Fuß, aber warum nicht mit viel Platz unterwegs sein.
14 Tage Männerurlaub hätte ich vielleicht gern mit meinem besten Freund verbracht, aber mit einer wildfremden Person ist das schon ein bisschen komisch. Also das Beste daraus machen. Ich hatte bei der Buchung explizit gesagt, ich brauche Unterstützung beim Segeln und keine Nanny für mich. Aber der junge Mann, nennen wir ihn L., war etwas übereifrig und hatte gleich selbst alle nötigen Papiere unterschrieben, was ich aus Haftungsgründen absolut toll fand. (Anm.: Vercharterer Sunsail schreibt dies auch auf der Webseite, was ich wohl überlesen hatte) Nun war ich seine Mannschaft auf “meinem” Boot. Aber nun gingen die Probleme erst richtig los. Unfreiwillig allein und ohne Familie musste ich nun nicht auf das Kind Rücksicht nehmen. Man hätte also nun eigentlich alles tun können, was so geht auf einer 47 ft. Yacht. Nur mein Skipper wollte mich weder steuern noch anlegen lassen. Dies in Kenntnis meiner Lizenz und Segelerfahrung. Ich machte ihm den Vorschlag gern etwas Zeit zu Trainingszwecken zu nutzen und einfach mal ein paar realistische MOB Manöver oder Anlegemanöver zu durchzuführen, das kann nicht schaden und man lernt nie aus. Allerdings wurde dies von ihm abgelehnt, er wäre quasi nur ein Taxi zwischen den Inseln.
Skipper L. fand die Idee also weniger gut. Er würde nur bezahlt, um uns 4-5 Stunden von einem an einen anderen Ort zu fahren. Mehr nicht. Außerdem müsse er über Geld reden: Seine Firma würde ihn immer erst nach 60 Tagen bezahlen und so sei er praktisch immer Pleite. Da ich ja den Skipper mit versorge, halte ich dies für kein Problem. Wir kaufen gemeinsam ein und gehen gemeinsam ins Restaurant, ich zahle. Doch das erste Restaurant hatte es schon in sich. L. meinte, nur durch ihn, würden wir mit Mühe noch einen Ankerplatz vor dem Restaurant eines Freundes finden, aber dieser erwartete, dass wir mindestens “das Steak” bestellen. Meinetwegen. Das Steak war gut und der Wein auch einigermaßen, der Preis dagegen nicht mehr lustig. Für knapp 250 Euro, 2 Steaks mit ein bisschen Garnierung und 1 Flasche (den fast billigsten) Wein? Er meinte Kroatien sei eben teuer. Aber wenn mir das zu viel würde, dann könne ich ihm ja auch täglich 50 Euro geben, damit er sich Essen kaufen kann. Ich willigte ein und gab ihm nach zäher Verhandlung 40 Euro / Tag. Plötzlich fand er preiswerteste Restaurants in bester Lage. So so. Ansonsten kam er mit etwas Fingerfood und 1 Flasche Wasser gut über den Tag.
In meinen Vorstellungen segeln Skipper gern, nur nicht L. Er prahlte zwar unentwegt mit seinen Heldentaten an Bord, aber Segelabenteuer waren nicht dabei. Immerhin hatte er wohl eine knallharte halbjährige Kapitänsausbildung genossen, die mit deutschen Segelscheinen unvergleichlich sei, weil da echte Erfahrung vermittelt würde. So tuckerten wir bei 1-10 kn Wind nur mit dem Motor umher. Grauenhaft. Also ab 5 kn Wind würde ich selbst segeln und eben geduldig sein. Nur mein Skipper lehnte Segel ab und wir fuhren – insgesamt 250 sm – mit Maschine. Zwischendurch war durchaus auch einmal Wind. Windfinder und Windy-App zeigten 10-15 kn, die Wellen waren nicht hoch. Euphorisch beschwor ich meinen Segelexperten zu segeln. Aber er konnte mir schlagfertig zeigen, dass es in Böen auch 20kn sein können und dies sei in diesen Gewässern zu viel und viel zu gefährlich. Also fuhren wir auch dann mit Motor. Super. Nun schaukeln wir per Motor durch besten Segelwind. Tatsächlich haben wir in 14 tagen insgesamt 4 h unter Segeln zugebracht, dazu musste ich ihn praktisch nötigen. Bei ca. 15 kn Wind zogen wir also Segel auf. Hurra. Dann kam die 1. Böe. Das Boot krängte ein bisschen. Plötzlich gehen wir durch den Wind – ohne Kommando – Fock steht back. Ich frage, was los sei: “Technisches Problem”
So standen wir praktisch auf der Stelle und überlebten die schwere Böe von 25 kn. Gähn. Da er immer immer den Autopiloten nutzte, bemerkte er natürlich nicht, dass ein immenser Ruderdruck herrschte, was auf viel zu dichtes Großsegel zurückzuführen war. Das Schiff war so luvgierig, dass der Autopilot aufgab und das Boot mit großem Knall durch den Wind ging. Dieser ganze Vorfall (ja so etwas kann natürlich auch mal passieren) war dann für ihn der endgültige Beweis, dass man bei solchem Wind gar nicht segeln könne.
Ich würde ihn ganz gern mal auf die Ostsee zum Segeln einladen, wo wir gewöhnlich bei 20 bis 30 kn noch losfahren und ganz andere Böen auftreten, die wir bisher immer souverän meisterten. Natürlich nicht mit eingeschaltetem Autopilot.
Ach ja, die Tankstelle. Die ganze Zeit wurden wir gedrängt bereits 1 Tag vorher in die Marina Dubrovnik zu fahren, da man ansonsten den ganzen Tag an der Tankstelle warten müsse. Ich kann dies natürlich vorher kaum einschätzen. So kamen wir 24h vorher an – einen ganzen Urlaubstag verschenkend – um Diesel zu übernehmen, was dann gegen 10 Uhr erledigt war. 12 Uhr verließ uns der Skipper plötzlich mit all seinen Sachen, er hätte jetzt sofort eine neue Crew zu übernehmen und wir könnten ja noch einen Tag an Bord bleiben. Danke L.!
Jedenfalls werde ich in Zukunft eher einen bekannten Segler oder Freund bitten, mich beim Törn zu unterstützen, aber keine kroatischen Skipper mehr engagieren. Es waren aus “Seglersicht” verlorene Tage mit einer Dieselrechnung von knapp 300 Euro und Kosten für den Skipper von fast 3500 Euro. Sorry.
Sorry, Sunsail. Eigentlich mag ich Euch.