Manchmal glaubt man ja, der Zufall hätte Humor. Nach all den Booten, die Sunsail im Programm hat, treffe ich – welch Ironie – schon wieder auf eine Dufour 44. Diesmal immerhin nicht mehr ganz frisch, sondern bereits in ihrer zweiten Saison. Man könnte hoffen, dass die Kinderkrankheiten ausgemerzt sind. Könnte…
Der Tisch – Glücksspiel statt Ablagefläche
Nicht nur, dass die Konstruktion instabil wirkt – die beiden Klappflügel stehen auch noch mit einem Gefälle von gut zehn Grad. Ein Glas Wein dort abzustellen gleicht einem Glücksspiel, und spätestens beim ersten Schwell gewinnt garantiert das Meer. Der Mittelteil? Ohne Kante. Dinge, die andere Werften seit Jahrzehnten gelöst haben, scheinen hier neu erfunden – und leider nicht besser.
Da es im Cockpit ohnehin keinerlei Beleuchtung gibt, braucht man abends den Tisch draußen eigentlich gar nicht. Vielleicht ist das ja als pädagogische Maßnahme gedacht – schließlich soll man tagsüber segeln und nachts schlafen.
Innenraum – schön gedacht, schlecht gemacht
Innen setzt sich die Design-Philosophie fort: Ablagen ohne Rutschkanten über den Schwalbennestern. Man fragt sich, ob die Konstrukteure jemals in See gestochen sind oder lediglich Prospektbilder studierten.
Technik – Systeme ohne Wirkung
Der Watermaker tat so, als könne er spülen, verweigerte aber standhaft das Produzieren. Ergebnis: ein leerer Tank Nummer eins und, da kein zweiter Tank vorhanden ist, viel zu schnell Ebbe im Schiff. Der Generator lief immerhin – aber nur auf dem Papier eine Rettung. 4 Ampere Ladestrom sind in der Praxis kaum mehr als ein nostalgischer Handy-Ladeversuch. Dank Victron-Begrenzung verpufft die Energie wirkungslos, und die Solarpanels schweigen ebenfalls.
Und dann die Dusche: die Pumpe verweigerte das Abpumpen, sodass man sich mit Lappen und Eimer behelfen durfte. Die Pumpe selbst lief dabei fröhlich trocken weiter, als hätte sie nie von Schutzschaltungen gehört.
Cockpit und Ergonomie – Fingerfalle inklusive
Beim Steuern besteht die reale Gefahr, sich die Finger zwischen Rad und Plotter einzuklemmen. Dazu kommt das Design in tiefem Schwarz: Schon wenige Sonnenstrahlen genügen, und die Instrumente heizen sich so stark auf, dass man darauf fast Spiegeleier braten könnte.
Das Bimini schließlich ist nicht zu öffnen. Ein Sichtfenster fehlt ebenfalls, sodass man beim Segelsetzen keinerlei Blick nach oben hat – ausgerechnet in dem Moment, wo Übersicht am dringendsten gebraucht wird.
Moskitonetze – ein Stich zu viel
Als Zugabe präsentierten sich schließlich noch die Moskitonetze – defekt und wirkungslos. So stand man vor der Wahl: unter Deck schwitzen oder die Luken öffnen und die geflügelte Marine Kroatiens einladen. Am Ende zählte ich 121 Stiche. Über die gesundheitsfördernde Wirkung von Mückenstichen ist nicht viel überliefert; bei Ameisen hätte man es wenigstens noch als Therapie verkaufen können. Immerhin gibt es in Kroatien (noch) kein Denguefieber.
Fazit – Katalogschönheit mit Schwächen
Am Ende bleibt das Gefühl, dass diese Boote nicht für Segler, sondern für Fotokataloge entworfen wurden. Schön von außen, fragwürdig im Detail – und doch wieder eine Episode mehr im Logbuch „Odyssee in der Sonne“.
Sunsail Dubrovnik – Rettung am Steg
Trotz all der kleinen und größeren Ärgernisse muss man eines sagen: Die Sunsail-Crew in Dubrovnik gab wirklich ihr Bestes. Zwischen Hektik am Steg, Übergaben im Minutentakt und der ewigen To-do-Liste schafften sie es, die schwimmende Mängelliste immerhin soweit flottzumachen, dass wir lossegeln konnten. Freundlich, bemüht und mit einer Portion Improvisationskunst – ohne dieses Engagement wäre die Odyssee wohl schon im Hafen geendet.